Salomonische Dynastie und das anschließende äthiopische Reich

Salomonische Dynastie und das anschließende äthiopische Reich
Salomonische Dynastie und das anschließende äthiopische Reich
 
Die äthiopische Geschichte war jahrhundertelang verbunden mit der das Land regierenden Salomonischen Dynastie. Die Äthiopier verlegen den Anfang ihrer Geschichte in die Zeit des biblischen Königs Salomo. In dem im 14. Jahrhundert n. Chr. entstandenen historischen Roman »Kebra Negest« (»Die Herrlichkeit der Könige«), der in Äthiopien als Geschichtsquelle gilt, wird die Königin von Saba als äthiopische Fürstin dargestellt, die mit König Salomo einen Sohn hatte, der als Menelik I. der Stammvater der mit Unterbrechungen bis 1974 regierenden Salomonischen Dynastie wurde.
 
Nachdem die sich so herleitende Dynastie mit der Herrschaft über das Reich von Aksum einen ersten historisch greifbaren Höhepunkt erlebt hatte, verlor sie zeitweilig ihre beherrschende Stellung, konnte sich jedoch in der zentraläthiopischen Provinz Schoa halten. Von hier aus gelang es ihr seit 1270 unter Jekuno Amlak (1268-78), erneut eine zentrale Herrschaft über ganz Äthiopien aufzurichten. Dabei kam es zu dem die weitere Geschichte Äthiopiens für Jahrhunderte prägenden Bund zwischen der Salomonischen Dynastie und der koptischen Kirche. Während der Herrscher der Kirche etwa ein Drittel des Landes übereignete und ihr eine überragende Stellung im Wirtschafts- und Sozialleben sowie großen Einfluss auf die Politik einräumte, garantierte die Kirche durch die sakrale Überhöhung des Königtums der Salomonischen Dynastie den Erhalt ihrer Macht und die Gefolgschaft des Volkes und des Adels. In dieser Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt der politischen Macht nach Süden.
 
Es bildete sich das Reich von Schoa heraus, dessen bedeutendste Herrscher die Kaiser Amdä Sejon I. (1314-44) und Sära Jakob (1434-68) waren. Unter dem ersten wurden die im Osten und Süden angrenzenden islamischen Kleinstaaten unterworfen und so die muslimische Bedrohung für fast zwei Jahrhunderte von Äthiopien genommen. Damit einher ging trotz des Fehlens einer festen Hauptstadt (Wanderkönigtum) eine Zentralisierung und Straffung des Reiches. Die Zeit des Sära Jakob war dagegen vor allem durch eine tief greifende religiöse Erneuerungsbewegung gekennzeichnet, die über die Beilegung theologischer Streitigkeiten auch die Einheit des mit der Kirche so eng verbundenen Staates verfolgte. Daneben ging Sära Jakob militärisch mit Erfolg gegen muslimische und heidnische Nachbarn vor. Ihr Ende fand diese Epoche der äthiopischen Geschichte im 16. Jahrhundert, als der islamische Emir von Harar, Ahmed Gran, in Äthiopien einfiel.
 
Mithilfe der Portugiesen, die durch ihre Suche nach dem Königreich des Priesters Johannes die Verbindung Äthiopiens mit der christlichen Welt seit 1487 wieder hergestellt hatten, gelang es 1541-43, die Muslime zu besiegen und die Eigenständigkeit Äthiopiens in kultureller, religiöser und politischer Hinsicht zu bewahren. Es folgte nun eine Zeit der theologischen Auseinandersetzung mit dem lateinischen Christentum, vor allem aber des Abwehrkampfes gegen die heidnischen Galla, die das Land jahrzehntelang verheerten, in einem langen Prozess letztlich jedoch in den Staat integriert wurden.

Universal-Lexikon. 2012.

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